Mir tut es in der Seele weh, wenn Familien zerbrechen, Partner und Kinder mit ihren Emotionen und ihren Bedürfnissen auf der Strecke bleiben, und dann noch behauptet wird, das sei für alle das Beste gewesen. Ich rede jetzt nicht von Ehen, wo echte Gewalt im Spiel ist und vielleicht sogar das Leben von Partnern oder Kindern in Gefahr kommt, sondern von Ehen, die aufgrund von Unzufriedenheit, Entfremdung oder Untreue geschieden werden. Und ich möchte alle unterstützen, die eigentlich in ihrer Ehe bleiben wollen, sich aber in eine Scheidung gedrängt fühlen: lass die Leute reden, es ist Dein Leben! Ehe und Familie sind etwas außerordentlich Wertvolles!
Die viele Energie, die man in eine Trennung und einen Neuanfang stecken muss, investiert man besser in einen Neuanfang mit dem Ehepartner/der Ehepartnerin.
Ende März 2017 war unter aargauerzeitung.ch zum Thema Scheidungsstatistik zu lesen: "Ein Drittel aller neuen Ehen sind heute Wiederverheiratungen. Im Vergleich zu 1970 hat deren Anteil um mehr als die Hälfte zugenommen. Eine groß angelegte norwegische Studie mit mehr als 5000 Personen belegt, dass das Scheidungsrisiko mit jeder Folge-Ehe zunimmt. Manche Studien sagen sogar, dass 70 % aller Zweitehen geschieden werden."
Warum scheitern so viele von uns in der Ehe? Eines der Probleme sehe darin, dass in unserer Gesellschaft, in den Medien, Liebe immer noch so oft mit Verliebtheit gleichgesetzt wird. Da wird dann sugeriert, dass die Liebe am Ende sei, wenn die Romantik verblasst. Dieses Hochgefühl, das wir am Anfang einer neuen Beziehung haben, das wird mit Liebe gleichgesetzt, und das wollen wir ein Leben lang behalten. Klar! Ist es weg, fühlen wir uns betrogen.
Aber: verliebt sind wir im Dopamin-Rausch. Wenn wir jemanden neu kennen lernen und noch die rosarote Brille aufhaben. Und ich habe den Verdacht, dass das von Natur aus sehr weise eingerichtet ist, sonst würden wir vermutlich schon ausgestorben sein.
Liebe beinhaltet Verliebtheit, aber sie ist - und das wissen Sie sowieso alle! - viel, viel mehr.
"Im Urgrund des Lebens fließt der Strom der Liebe, und wenn wir damit in Berührung kommen, geschieht Heilung"
Ob ich damit in Berührung komme ist davon abhängig, ob ich es will. Es kostet nämlich schon Gedanken-Arbeit. Es kann sein, dass ich es will aber mein/e Partner/in nicht. Dann kann diese Partnerbeziehung nicht heil werden; aber ich selber schon!
In diesem Sinne möchte ich einfach mit Ihnen gemeinsam über (Ehe)Beziehungen nachdenken.
Da ich Imago-Paartherapeutin bin, werde ich das Thema aus der Imago-Perspektive beleuchten und zuerst einen Blick darauf werfen, wie Partnerwahl funktioniert.
1. Partnerwahl
Partnerwahl hat mit unserem Imago zu tun. "Imago" heißt Bild und meint das innere Bild, das wir uns in den allerersten Zeiten unseres Lebens von den Menschen machen, die uns versorgen; in der Regel Mutter und Vater, aber auch anderen, die sich besonders viel um uns kümmern. Diese Menschen haben Eigenschaften, die uns als Baby sehr gefallen, aber auch solche, die uns frustrieren. Aus dem Gemisch all dieser Eigenschaften machen wir uns unbewusst eine Vorlage, mit der wir im späteren Leben jede Person, die wir neu kennen lernen, innerhalb von Sekunden-Bruchteilen auf unbewusster Ebene vergleichen. Das, was unser Unbewusstes von dieser neuen Person wahrnimmt, vergleicht es also blitzschnell mit unserer Vorlage. Gibt es viele Übereinstimmungen, dann ist diese Person für uns sehr interessant. Gibt es wenig Übereinstimmung mit der Vorlage, interessiert uns diese Person nicht so sehr. Dies gilt vor allem für die Partnerwahl.
2. Phase der Verliebtheit
Manche Menschen sind Hals über Kopf verliebt, andere gehen es etwas nüchterner an und sind nur einfach gerne mit dem anderen zusammen. Das Herz schlägt höher, die Gedanken umkreisen den Geliebten, die Geliebte. Sie kennen das aus eigenem Erleben.
Was sich auf der unbewussten Ebene abspielt: Da ist jemand, der oder die ist irgendwie wie Mama und Papa, diese Person schaut mich freundlich an, die interessiert sich für mich, ... super! - diese Person wird mir alles geben, was mir so gut getan hat als Kind, und sie wird alle meine alten Kindheitsverletzungen, die mir durch die frustrierenden Anteile meiner Eltern zugefügt wurden, ausheilen! Ja, kann sie tatsächlich! Diese Person hat das Potenzial dazu! Aber ... nur dann, wenn die Machtkampf-Phase in die reife Liebe mündet, können diese unbewussten Hoffnungen Realität werden; weil diese liebe liebende Person hat ja auch ein Verhaltensrepertoire, das uns an den Frust mit unseren Eltern erinnert. Und diese liebe Person hat eigene Verletzungen, die sie ihrerseits hoffen lassen, Heilung bei mir zu finden. Wenn wir nicht füreinander, aneinander, miteinander in unserer Persönlichkeit wachsen, dann sind wir Frustpartner füreinander. Die rosarote Brille bewahrt uns bis zu ungefähr 2 Jahre lang davor, dass wir das realisieren. Erst wenn die Beziehung sicher wird, z.B. durch ein öffentliches Treue-Versprechen, dann wagen wir es, unsere Karten offen auf den Tisch zu legen. Da steht dann drauf: "ich habe gehört, du hast mir versprochen, alle meine alten Verletzungen aus der Kindheit auszuheilen, und das fordere ich jetzt ein". Die Machtkampf-Phase hat begonnen.
3. Machtkampf-Phase
Beispiel:
Eine Frau erwartet sich unbewusst, dass ihr Mann weiß, was sie - ohne es selber zu wissen - von ihm braucht: Du sollst niemals von mir fordern, dass ich dir bei allem helfe. weil als Kind musste ich immer in der Landwirtschaft mithelfen, keiner hat mich mit meinen Bedürfnissen gesehen, ich durfte nicht wie die anderen Kinder spielen. Wenn ich nicht mitgeholfen hätte, hätte ich nicht mehr zur Familie dazugehört, das ging nicht. Also war ich brav und habe getan, was mir gesagt wurde.
Der Mann hat erlebt, dass die Mama sich nicht um ihn gekümmert hat, hat sich hilflos und alleine gefühlt. Um zu überleben, ist er sehr eigenständig geworden, hat alles selbst in die Hand genommen. Seine unausgesprochene Erwartung: jetzt ist da eine Frau, die sagt immer Ja, die wird sich um mich und alle meine Angelegenheiten kümmern.
IHRE unausgesprochene, unbewusste Erwartung: er liebt mich, er ist so selbständig, kann alles alleine, endlich ist da jemand, der nichts von mir fordern wird.
SEINE unausgesprochene, unbewusste Erwartung: sie liebt mich, sie kann anpacken, sie wird jetzt endlich alles für mich tun.
Was passiert da? Da stehen 2 kleine Kinder mit ihren Erwartungen an Mama/Papa gegenüber. Diese beiden Kleinen fordern auf kindliche Art und Weise vom anderen ein, das Versprechen, das sie in der Verliebtheitsphase vermeintlich bekommen haben, jetzt einzulösen.
Was ich mir erwartet habe, passiert nicht.
In der unbewussten Wirklichkeit stehen nämlich emotional 2 kleine Kinder einander gegenüber, die gar nicht in der Lage sind, einander ihre Bedürfnisse zu erfüllen.
In ihrer beiderseitigen Enttäuschung kriecht die alte Angst aus Kindertagen hoch, dass sie schon wieder nicht wahrgenommen werden und hilflos alleine sind mit ihrem Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit. Beide tun, was ihnen in der Kindehit geholfen hat zu überleben: sie fahren ihre alten Schutzmuster hoch.
Im Gehirn spielt sich - sehr stark vereinfacht - Folgendes ab:
Im Stammhirn - auch Reptiliengehirn ("das Krokodil") genannt - finden automatische Abläufe statt, die auf unbewusster Ebene reflexartig unser Überleben sichern.
Das limbische System, auch "Altsäuger-Gehirn" genannt, verbindet Informationen aus der Umwelt mit Informationen aus dem Körperinneren. So entstehen Emotionen, Gefühle.
Der Stirnlappen, der vordere Teil des Neokortex, des "neuen" Gehirns, ist Sitz für unser bewusstes Denken.
Wenn wir uns von unserer Partnerin / unserm Partner angegriffen oder vernachlässigt fühlen so wie damals, als der Papa, als die Mama ... dann sehen wir "rot" und "das Krokodil" tritt in Aktion: Es werden unsere verletzten kindlichen Anteile aktiviert, das emotionale Gehirn sieht die als lebensbedrohlich empfundene Hilflosigkeit auf uns zukommen, informiert das Großhirn erst gar nicht, sondern schickt einen Hilfeschrei an das Stammhirn, und das fährt blitzschnell auf Lebenssicherung: Kampf, Flucht, Totstellen (Erstarren)
Das Adrenalin schießt in hoher Dosis ein, blockiert das bewusste Denken und sorgt dafür, dass wir unsere Schutzmuster hochfahren: Soetwas, was d a m a l s passiert ist, das darf nie, nie, nie wieder geschehen! Wenn ich Angst habe, dass Du das wiederholen wirst, was mich als Kind so hilflos und ohnmächtig gemacht hat, dann MUSS ich mich vor Dir schützen!!!
Da mein Schutzmuster wie Schloss und Schlüssel zu Deinem Schutzmuster passt, wird das Aktivieren meines Schutzmusters dazu führen, dass auch Du Angst bekommst und Deines hochfährst.
(Die Idee, den Igel als Figur zu nehmen, stammt von LaWendel)
Womit wir uns gegenseitig kränken und weh tun, sind also unsere Schutzmuster. Wir werden beide zum "Igel" und wir "stechen" uns beide am Schutzmuster unserer Partner.
Was wir uns sehnlichst erhoffen: Immer, immer, wirklich immer, sollst DU mich mit meinen Bedürfnissen wahrnehmen, mich sehen und mir geben, was ich dringend brauche!
Leider bin ich unter meinem Stachelpanzer für dich nicht erkennbar :-(
Wenn wir es schaffen, Vertrauen in die Liebe unserer Partner aufzubauen, können wir es riskieren, auf unsere Schutzmuster zu verzichten und einander als erwachsene Personen zu begegnen.
Es ist eine gute Methode, mich zu fragen, in welchem emotionalen Alter ich mich gerade fühle, wenn ich mit meinem "Krokodil" auf dich losgehe. Ich werde feststellen, dass ich mich da auf der Reifestufe eines Babys oder Kleinkindes befinde. Dann kann ich mir bewusst machen, dass ich jetzt erwachsen bin und keineswegs mehr hilf- und machtlos wie damals!
Kommen wir zu dem Kapitel, wie es doch dazu kommen kann, dass wir einander helfen, unsere alten Verletzungen auszuheilen.
"Und wenn sie nicht geschieden sind, dann" mündet die Phase des Machtkampfs idealerweise in die
4. Bewusste, reife Liebe
Indem jetzt z.B. mein Mann sich sicher ist, dass ich IHN liebe, kann er sich - wie wir in der Imago-Therapie sagen - dehnen und etwas tun, was ihm aufgrund seiner Kindheitserfahrungen schwerfällt: er kann darauf verzichten, sich als Person gegen mich zu schützen, kann auf mich zugehen und fragen, was los ist. Dass er mich nicht kritisiert sondern liebevoll fragt, macht mir möglich, mein Igelkleid abzulegen.
Genausogut kann ich selber durchschauen, was da bei mir passiert und kann darauf verzichten, mein Stachelkleid auszufahren, weil ich mir meiner selbst sicher bin. Darauf kommen wir später noch zurück.
1. Erwartungen
Wir haben es soeben besprochen, und viele Liebeslieder bringen das auch zum Ausdruck: DU bist die Person, die mich glücklich machen wird! DU bist wie eine gute Mama, DU bist wie ein guter Papa, DU wirst alle meine Sehnsüchte stillen, DU wirst mich immer lieben (egal wie ich mich aufführe), DU wirst mich immer auffangen, DU wirst alle meine alten Verletzungen und Erinnerungen heilen. DU weißt, wie es mir geht, was ich brauche, wonach ich mich sehne, was ich von Dir erwarte, o h n e dass ich es Dir sagen muss, weil: w e n n Du mich wirklich liebst, dann weißt Du das selbstverständlich!
Nein, weiß ER nicht!
Nein, weiß SIE nicht!
Wir können nicht Gedanken lesen!
(Nebenbemerkung: wer von sich behauptet, Gedanken lesen zu können, ist übergriffig und will andere dominieren. Schaut man genauer hin, können diese Leute oft nichteinmal verstehen, was man ihnen sagt)
Noch ein anderer Aspekt: Wir haben so oft Erwartungen, wie unsere Partner sein sollten, anstatt dass wir uns dafür interessieren, wie sie wirklich sind; und dann sind wir ganz enttäuscht, w i e DER/DIE schon wieder ist, wieder war, ... es füllt endlose anklagende Gespräche zwischen FreundInnen
Gehen Sie gerne in den Tiergarten?
Wenn Sie vor dem Giraffenkäfig stehen, was erwarten Sie da? Dass die Giraffe fliegen kann?
Oder vor dem Straußengehege: dass der Strauß schwimmen kann?
Wir sind, was wir sind.
Warum regen wir uns so darüber auf, wenn unsere Partner anders sind als wir? Warum empfinden wir es als persönliche Kränkung, wenn sie anders sind?
2. Die Eltern nicht verlassen
Eine Grundvoraussetzung, dass wir überhaupt eine gute Basis für eine Ehe haben ist die, dass wir die Definition von Ehe aus dem Paradies ernst nehmen und es tun:
"Der Mensch wird Vater und Mutter verlassen und seiner Frau (ich ergänze: ihrem Mann) anhangen, und sie werden 1 Fleisch sein", also eine sehr tiefgriefende Einheit.
Wenn wir uns nicht abgenabelt haben, geraten wir zwischen 2 Fronten. es zerreißt uns innerlich.
Wenn ich mich von den Eltern nicht auch emotional und lebenspraktisch ablöse, kann ich in diesem Bereich nicht erwachsen werden - das heißt, ich kann nicht wirklich Partner/in sein!
3. Ich weiß eh alles von Dir, ich kenne Dich ganz genau
Waren Sie auch auf der Silbernen Hochzeit, wo jemand die Frau gefragt hat, wie man es schafft, so lange miteinander gut auszukommen?
"Wir kennen uns durch und durch" sagt sie. "Wir verstehen uns ohne Worte. Wir benutzen auch schon seit Jahren die selben Handtücher. Auf einem steht ein A für Antlitz und auf dem anderen ein G für Gesäß." "Wie?" mischt sich da der Ehemann ein. "Ich dachte immer, A steht für Arsch und G für Gesicht"
Nur, weil wir die selben Worte benutzen, heißt das noch lange nicht, dass der andere dasselbe denkt wie ich. Wenn ich Sie jetzt bitte, an einen Baum zu denken, haben wir vermutlich alle ein anderes Bild im Kopf.
Wenn wir etwas möchten, müssen wir es sagen.
Wenn wir etwas gesagt bekommen, müssen wir nachfragen.
Wir können die selben Worte verwenden, denken, ich weiß genau wie mein Partner ist, und meinen doch etwas ganz anderes damit.
Dann passieren so Dinge, wie bei einem Bekannten, der Malermeister ist. Der hat seinem Lehrling aufgetragen, die Fenster zu streichen. Nach einer Weile ist der Lehrling zurückgekommen und hat gefragt: "Master, die Rahmen a?"
4. Ich weiß was gut ist für DICH
- dasselbe, was gut ist für MICH!
Wir lieben unsere Partner, und wir möchten ihnen wirklich geben, was ihnen gut tut. Und was das ist, das wissen wir :-(
Mein Mann und ich wissen was los ist, wenn einer von uns fragt, ob das gerade ein Kirschenprinzip sei, wenn einer dem anderen zuliebe auf etwas verzichten will. Als wir noch sehr jung waren und so gerade begonnen haben miteinander auszugehen, haben wir uns in einer Konditorei gemeinsam einen Kastanienreis bestellt. Er hat mir die kandierte Krische zugeschoben, und ich hab sie brav gegessen, obwohl ich die grauslich finde. Zum Glück habe ich dann gesagt "Na, das Grausliche haben wir jetzt weg!" Er hat mich groß angeschaut und hat gesagt, dass das Beste am ganzen Kastanienreis für ihn war! Er wollte mir eine Freude machen und das Beste geben. Ich wollte ihm eine Freude machen und ihm das Grausliche ersparen.
Hätte ich damals das nicht gleich laut ausgedrückt, wir hätten noch lange gemeint, wir hätten dem jeweils anderen etwas Gutes getan. Wir hätten uns vielleicht noch jahrelang verbogen, um dem anderen zu gefallen. Irgendwann hätte sein können, dass ich mir leid tue, weil ich immer diese Kirsche essen muss, und er hätte sich leid tun können, dass er immer darauf verichten muss.
Es ist gar nicht so selten, dass sich die Geschichte von Pferd und Hund, die ich von Ruth Heil gehört habe, wiederholt: Ein Pferd und ein Hund verlieben sich sehr ineinander. Tag und Nacht denken sie aneinander und überlegen, wie sie ihre Liebe zeigen könnten. So legt das Pferd die schönsten Grashalme und das duftendste Heu zur Seite und freut sich bei dem Gedanken, wie es dem Hund damit Freude machen wird. Der Hund spart das beste Stück Fleisch und den schönsten Knochen, um es dem geliebten Pferd zu bringen. Endlich treffen sie einander wieder und überreichen einander ihre Geschenke ...
Bei den Partnern erzeugt das das Gefühl "ich gebe und gebe, aber ich kriege nie etwas zurück". Dieses Gefühl haben beide. Und beide haben das Gefühl, dass der andere nur an sich denkt und fühlen sich nicht wahrgenommen, fangen an, sich einsam zu fühlen.
Wenn sie nicht "Fremdsprachen" lernen, beginnt das Pferd, den Hund dafür zu bestrafen, dass er ihm Knochen und Fleisch gebracht hat. Der Hund fühlt sich sehr zu Unrecht angegriffen und ärgert sich über das Pferd, das ihm seine Bedürfnisse nicht erfüllt; immer nur dieses blöde Gemüse und dieses Heu! Dieses Pferd schaut immer nur auf sich!
Wahrscheinlch haben Sie schon etwas von den 5 Sprachen der Liebe gehört, und das hat tatsächlich etwas auf sich.
Gary Chapman hat 5 Sprachen der Liebe herausgefunden. Er meint damit die Art und Weise, in der wir Liebe ausdrücken und in der wir auch verstehen können, dass jemand anderer uns liebt:
Lob und Anerkennung
Qualitätszeit zu zweit
Zärtlichkeit
Helfen
Kleine Geschenke
Meist haben wir eine Hauptsprache und eine Nebensprache. Ich kann fast sicher sein, dass mein Partner zumindest 1 andere Sprache spricht. So wie wir uns freuen, wenn ein Fremder sich bemüht, unsere Muttersprache zu lernen, freuen wir uns auch, wenn unsere Partner unsere Liebessprache zu verstehen und zu sprechen beginnen.
5. Re-agieren statt agieren
w e n n DU - d a n n ICH
Einer der schlimmsten Sätze, die ich kenne, ist diese "coole" Antwort auf die Frage, wie es einem geht: "O, so wie die anderen wollen".
Es ist eine Falle, dass wir oft meinen, wir seien in unserem Befinden und in unserem Verhalten von dem abhängig, wie und was andere tun. Dass wir nur re-agieren können.
Ich nenne das "im Jojo hängen": s o wie DU gerade tust, s o geht es mir. Wenn DU - dann ich. Wenn DU mich freundlich anschaust, d a n n kann ich nett zu Dir sein. vielleicht.
Aber: Erwachsene können frei entscheiden!
Ob wir es glauben oder nicht - wir können uns tatsächlich dafür entscheiden, den anderen zu lieben (und das auch auszudrücken), e g a l wie der andere sich gerade benimmt. ABER: vom anderen einfordern kann ich das nicht!!!
Was ich diesbezüglich festgestellt habe: Wenn ich mich für´s Agieren entscheide, und zwar für die Liebe entscheide, dann geht es mir gut.
6. Angst um das eigene Ich
Mir kommt vor, dass sich in unserer Gesellschaft die Angst um das eigene Ich ziemlich weit ausgebreitet hat. Wir wissen nicht um unsere wahre Identität. Die einen versuchen dieser Angst gegenzusteuern, indem sie sich nehmen, was immer sie kriegen können; die anderen indem sie geben, was immer sie meinen, dass andere von ihnen wollen (in der heimlichen Hoffnung, dann zu kriegen was sie ersehnen).
Was ich häufig höre: "Ja, ich weiß, ich muss viel mehr auf mich schauen" ... und als Nachsatz: "nicht immer nur auf die anderen". Sie wissen, wie das gemeint ist: ich komme immer zu kurz, keiner dankt mir; was ich nicht alles für diese anderen tue! oder: wenn ich mir nicht selber nehme, was ich brauche, bleib ich auf der Strecke!
Es kommt einerseits aus dem, was wir unter Punkt 4 besprochen haben, andererseits wurde lange Zeit das "meinen Nächsten lieben wie mich selbst" so verdreht, dass ich meinen Nächsten lieben soll STATT mich selbst. Das ist ein Satz, der einem schon wirklich Angst machen kann, weil ich dann als Persönlichkeit quasi nicht existiere. Aber da ist ja die ganze Grundlage völlig verdreht und falsch! Auf dieser falschen Grundannahme (ich darf nicht mich lieben, ich muss stattdessen alle anderen lieben) entsteht dann diese Angst um sich selbst, wo alle anderen Menschen potenzielle Feinde meiner Persönlichkeit sind, weil "die wollen ja alles etwas von mir, saugen meine Kraft aus, und für mich bleibt nichts mehr übrig als Erschöpfung". Es entsteht eine Tendenz, mich selbst zu beobachten wie es mir geht, ich bin schnell erschöpft, muss mich viel schonen, Partner und Bezugspersonen müssen mich in Ruhe lassen, ...
Auf einer anderen Ebene macht mich das zornig und es führt bis dorthin, dass ich einen neuen Partner/eine neue Partnerin brauche, weil DU ja nicht ausreichend gut für mich sorgen kannst! Neben DIR verpasse ich etwas. Neben DIR gehe ich zugrunde!
Wir kommen noch darauf zu sprechen, wie ich mich als Persönlichkeit in Sicherheit bringen kann: dass ich mir im Innersten klar werden muss, dass ich ICH bin, dass es gut ist, dass Ich bin, und dass es meine Lebensaufgabe ist, ganz der/die zu werden, die ich bin.
Das Ergebnis nennt sich Selbst-vertrauen: darauf vertrauen, dass mein Ich in Sicherheit ist; einzigartig ist; dass es sehr robust ist, wenn es zu seiner vollen Größe reift.
Alle diese Fallen sind auch Einfallstore für
Die 4 Apokalyptischen Reiter
wie John Gottman sie nennt.
John Gottman ist ein amerikanischer Eheforscher, der Paare in einer Laborsituation beobachtet, und zwar vor allem das körperliche Geschehen in der Beziehungsgestaltung. Er misst Blutwerte, Blutdruck, Stresshormone, ... in verschiedenen Beziehungs-Situationen.
Diese 4 apokalyptischen Reiter erzeugen sehr viel ungesunden Stress, wenn wir sie einlassen:
Kritik
Verachtung
Rechtfertigung
Mauern
Kritik meint da nicht die Sachebene, sondern Kritik an der Persönlichkeit des Partners: Du bist immer so unausstehlich, du denkst nie an etwas, dir ist alles egal, du hältst mich für blöd, ... bis hin zu negativen Aussagen über das Aussehen
Verachtung wird von lange schwelenden negativen Gedanken über den Partner genährt. Wenn ich mich in meinen Gedanken gerne damit beschäftige, was mein Partner alles schlecht und falsch macht, wie gemein sie ist, ... , dann schlägt sich das allmählich auch in Worten nieder. Ich werde sarkastisch, zynisch, beleidigend, abwertend.
Rechtfertigung ist eine Schutzhaltung gegenüber der Verachtung. Kein Mensch hält es auf Dauer aus, wenn er verachtet wird. Aber es führt leider nur tiefer in den Machtkampf hinein, weil ja jede Rechtfertigung wieder eine Angriffsfläche für weitere Verachtung bietet. Wenn ich mich rechtfertige, erkläre ich meinem Gegenüber, dass er Unrecht hat, und das lässt der/die nicht auf sich sitzen.
Mauern lässt den anderen emotional vor der Türe. Ich bin nicht mehr für dich erreichbar.
Der andere wird vielleicht noch wütend oder versucht auf eine andere Art die Mauer zu durchbrechen. Es gibt mir das Gefühl von Macht, wenn ich den anderen zappeln sehe und nicht erreichbar bin. Beim Partner erzeuge ich damit ein Gefühl von Hilflosigkeit, Ohnmacht.
Dazu eigenen sich Aussagen wie "Ich weiß wie du denkst, ich hab das schon 100 mal gehört." oder "Nein, soo fühlst du sicher nicht!" und jede Art negativer Unterstellungen.
Die gute Nachricht: Es gibt Hilfe!
Kommen wir zum ersten Punkt, der uns hilft, unsere Ehe auf stabile Füße zu stellen:
"Liebe dich selbst, dann können andere dich gern haben" sagt ein Zitat aus dem Buch von Hirschhausen (Wohin die Liebe geht, wenn sie durch den Magen durch ist)
"Liebe dich selbst, und es ist egal, wen du heiratest" betitelt Eva Maria Zurhorst ihr erstes Buch.
"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" steht als Ersatz für alle anderen Regeln in der Bibel. (Wie dich selbst heißt nicht statt dich selbst)
Mich selber lieben heißt, mich als geniales Unikat in der Schöpfung anzuerkennen. Gott macht keine Fehler. Auch nicht mit mir. Wir haben es schon einmal gesagt: Meine Lebensaufgabe ist, ganz die/der zu werden, die/der ich bin.
Oft sagen Leute zu mir: Ich weiß, ich sollte mich ändern.
Meine Antwort ist regelmäßig ein Augenzwinkern: bitte nicht ändern, sondern ganz die Person werden, die SIE sind!
1. Selbstwertgefühl aufbauen
Wieso ist das für die Ehe so wichtig? Hand auf´s Herz: möchten Sie nicht gerne mit einem wunderbaren Menschen verheiratet sein? ist es nicht recht anstrengend, wenn der Partner sich immer wieder selbst entwertet, so wie dieser da:
Ich mag es nicht, wenn jemand aus meiner Familie, jemand den ich mag, sich selber schimpft – das darf niemand, sie oder ihn schimpfen!
Mach dir bewusst, w i e stark du bist, w i e stabil, w i e erwachsen, w i e intelligent, w i e kreativ, w i e warmherzig, … du bist! Mach dir bewusst, w i e viel du schon überlebt hast, w i e viel du schon geschafft hast in deinem Leben, w i e viel du für andere Menschen tun kannst wenn du willst, w a s DU alles tun kannst, damit die Welt um dich herum ein bisschen heller wird. Mach dir bewusst, dass jeder Mensch – auch DU – unendlich wertvoll und wichtig ist, nicht ersetzbar! und BITTE vergleiche DICH nicht mit anderen!!!
Ist Dir schon einmal passiert, dass bei einem Puzzlebild 1 Teilchen gefehlt hat? Es ist doch sehr frustrierend, wenn so ein Teilchen fehlt! Und genauso frustrierend ist es in unserer Welt, wenn Menschen nicht an ihrem Platz sind – sie fehlen dann dort!
2. Meinen Platz einnehmen
Ich habe einen Platz in dieser Welt, ich habe einen Platz in meiner Familie und ich habe einen Platz als Ehefrau, als Ehemann. Dieser Platz gehört mir, und nichts und niemand kann mich zwingen, diesen Platz aufzugeben! Keine Schwiegermutter, keine Seitensprung-Beziehung, keine Umstände, auch nicht ob mein Partner/meine Partnerin auf ihrem/seinem Platz ist oder nicht. Dieser Platz als Ehefrau oder Ehemann gehört mir.
Sie können es ausprobieren: Stellen Sie sich ganz bewusst mit beiden Füßen fest auf den Boden. Sehen Sie sich dabei vor dem inneren Auge auf Ihrem Platz als Ehefrau oder Ehemann. Spüren Sie, wie Sie sich da stark und sicher zu fühlen beginnen?! Und wie Sie jetzt anfangen zu spüren, dass Sie agieren können, selber etwas tun, selber etwas in Be-Weg-ung bringen können!
Wir hängen ja als Familie sozusagen miteinander in einem Mobile. Wenn 1 Teilchen in Bewegung kommt, dann wirkt sich das auf alle anderen aus.
Seien wir Trendsetter in eine gute Richtung!
3. Einstellungen
Wählen Sie eine persönliche Einstellung, die das Raumklima Ihrer Ehe zum Guten hin verändert!
Wie wir alle wissen, kann man z.B. die Raumtemperatur über ein ganz kleines Rädchen in jede Richtung verändern. Mit unserer persönlichen Einstellung zu Lebensthemen ist es ganz genau so. Wir müssen gar nicht viel tun, es genügt, wenn wir einmal über all die Dinge nachdenken beginnen, sie von verschiedenen Perspektiven aus betrachten, und dann die Gedanken auswählen, die uns in eine Richtung führen, die wir gehen wollen.
So kann ich z.B. ab heute beschließen, dass ich den 4 apokalyptischen Reitern die Türe verschließen werde: z.B. statt mich zu rechtfertigen, wenn mein Ehegespons sagt „Hast du schon wieder im ganzen Haus das Licht brennen lassen" werde ich heute sagen: „Ja, du hast recht; ist ja wirklich nicht so gut. Sorry!"
Wie bei einem Raumthermostaten sich die Temperatur nicht sofort, jetzt gleich, anpasst, genauso wird es in der Ehe ein bisschen dauern, bis sich das Klima wandelt. Aber geben Sie bitte nicht auf! Sie sind ja jetzt ihrer Selbst und dessen, was Sie erreichen wollen sicher, und es wird werden!
4. Vergebung
Ein sehr sehr sehr wichtiges Thema bezüglich Lösung von Beziehungsschwierigkeiten ist die Vergebung.
Ich weiß nicht, wie Sie dazu stehen; aber ich höre immer wieder Menschen sagen: „das kann ich nicht verzeihen, das war zu viel, das werde ich dem ewig nachtragen, …" Wir haben so die Idee, wenn ich etwas vergebe, dann wird das, was mir diese Person angetan hat, als gut erklärt. Und das ist ungerecht! Wir haben wirklich das Gefühl, dass durch Vergeben Unrecht geschieht.
Aber das Böse, das jemand mir angetan hat, ist und bleibt etwas Böses! Es wird nicht etwas Gutes, wenn ich es vergebe. Vergeben heißt nur, dass ich mich weigere, das weiterhin mit mir herumzuschleppen.
Wie ist das, wenn ich jemandem etwas nachtrage?:
Vergeben ist ganz unabhängig davon, wie der andere sich verhält, das ist allein meine Entscheidung.
Vergebung ist etwas anderes als Versöhnung. Das wird auch gerne vermischt. Ich kann vergeben ohne dass ich mich versöhnen muss. Denn zum Versöhnen gehören 2. Damit ich mich versöhnen kann, muss der andere seine Schuld eingestehen, mir sagen dass es ihm leid tut.
Das schaut dann so aus:
Wenn ich es bin, die an jemand anderem schuldig geworden ist, dann muss ich das anerkennen und sagen, dass es mir leid tut. Nimmt die andere Person meine Entschuldigung an, ist alles gut, wir können uns versöhnen. Nimmt sie meine Entschuldigung nicht an, dann wird sie halt weiterhin ihren Groll mit sich herumschleppen; aber i c h bin frei!
Durch Vergeben gewinne ich nicht nur meinen inneren Frieden wieder, ich stärke auch ganz stark mein Immunsystem! Kein Wirkstoff der Welt hat eine annähernd gleich starke gesundheitsfördernde Wirkung auf meinen Körper.
Wenn ich vergebe oder wenn ich Schuld eingestehe, werde ich emotional frei. Dann bin ich nicht länger in so negativer Weise an die betreffende Person gebunden. Gottman hat auch das in seinen Labor-Studien herausgefunden: Paare, die einander mit Verachtung behandeln, erkranken häufiger an Infektionskrankheiten als andere. Bedingungslose Liebe hingegen macht nahezu immun gegen Krankheiten.
Vergeben fällt mir leichter, wenn ich den anderen verstehe. Damit ich verstehen kann, muss ich genau
5. Zuhören
Das ist nicht immer so einfach. Es ist doch so – und ich bin da keineswegs eine Ausnahme –, dass wir, während jemand anderer spricht, drüber nachdenken, was ich drauf sagen werde. Wenn jemand etwas sagt was mir nicht gefällt, habe ich ein "aber aber aber" im Kopf und höre gar nicht mehr richtig, was meine Gesprächspartnerin von sich erzählt.
In der Imago-Therapie haben wir dazu eine sehr gute Technik, die uns ermöglicht, wirklich , wirklich zu zu hören: das Spiegeln.
Spiegeln heißt: ich höre ganz genau zu, was mein Gegenüber sagt, und gebe das – wie ein Spiegel – 1 zu 1 mit den Worten der Sprecherin wieder, ohne etwas Eigenes hinzuzufügen.
Beispiel: Sprecher sagt "mich beschäftigt in letzter Zeit, dass meine Freundin umziehen wird." Empfänger sagt „Ich höre, dich beschäftigt in letzter Zeit, dass deine Freundin umziehen wird."
Der Vorteil von Spiegeln ist der, dass ich wirklich zuhören muss, sonst kann ich ja die Worte nicht wiedergeben.
Wichtig ist, dass ich das Gesagte nicht bewerte, sondern neugierig bin, wie mein Gegenüber die Welt sieht.
Als Sprecher lade ich dich sozusagen ein, in mein Land zu kommen und die Welt durch meine Augen wahrzunehmen. Dadurch gebe ich dir Gelegenheit, mich wirklich kennen zu lernen. Es ist ein Geschenk an dich!
Umgekehrt habe ich als Empfänger Gelegenheit, die Welt durch Deine Augen zu sehen und DICH wirklich kennen zu lernen. Danke für dieses, dein Geschenk!
Als Sprecher ist es für mich ganz wichtig, von mir selber zu sprechen:
Ich-Botschaften statt Du-Botschaften
Das ist ja mittlerweile Allgemein-Wissen, auch wenn es im Alltag nicht allzu häufig beachtet wird. Aber es spürt sich einfach anders an, ob jemand zu mir sagt: „Du kannst das ja gar nicht" oder „Du bemühst dich nie" oder „Dir ist immer alles egal" oder ob jemand sagt: „Ich habe Angst, dass das schief geht", „ich würde das gerne so richtig gut machen", „ich wünsche mir so sehr, dass du mich interessant findest"
Zusammengefasst
als Sprecher: ich lade dich in mein Land ein und erzähle dir von mir (und zwar wirklich von mir, und nicht, was ich an dir blöd finde)
als Zuhörer: ich spiegle deine Worte und schaue mir die Welt durch deine Augen an
Wenn ich spüre, dass ich wahrgenommen und wertgeschätzt werde, fällt es mir leichter, Vertrauen zu dieser Person aufzubauen.
6. Vertrauen
Wenn mir jemand vertraut, wie fühle ich mich dann?
Ich freue mich, fühle mich wertgeschätzt, bin dieser Person im Herzen zugeneigt, … Da geht es uns allen gleich, dass wir es genießen, wenn jemand uns sein Vertrauen schenkt. Da kann ich sicher sein, dass auch mein Partner sich freut, wenn ich ihm vertraue. Es kränkt mich, wenn mir der andere Bösartigkeit unterstellt, wenn er mir verbal oder nonverbal sagt, dass er meint, ich würde ihn nicht lieben. Umgekehrt geht es ihm nicht anders!
Ich kann mich dazu entschließen, dass ich bei nächster Streit-Gelegenheit über meinen Schatten springe, mir vor Augen halte, dass auch mein Partner ein Mensch mit dem Bedürfnis nach Gesehen-sein, Angenommen-sein, Wertgeschätzt-sein ist, einfach ein Bedürfnis nach emotionaler Sicherheit hat. Und ich werde ihm oder ihr sagen: ich „weiß", dass Du mich liebst – danke!
Wir brauchen das beide so sehr: dass mein Partner „weiß, dass ich ihn liebe".
Sie werden vielleicht einwenden, was tun, wenn mein Partner meiner Liebe nicht traut und mir Bösartigkeit vorwirft?
Wir haben ja schon festgestellt, dass ich nicht Opfer sein muss, sondern – im Vertrauen auf mich selbst – aktiv werden kann.
Was mir bleibt, wenn der Partner mir unterstellt, ich würde ihn nicht lieben: „Egal, was DU meinst! I c h weiß, dass ich dich liebe, weil ich dich lieben will, und ich werde mich so oft als mir möglich entsprechend meinem eigenen Wissen um meine Liebe verhalten. Ich lerne jetzt Schatten-springen!"
Es gibt da einen Film, der heißt „fireproof", in dem geht es darum, dass i c h anfange das zu tun, was d i r gut tut: ich tue dir Gutes, sage dir etwas Nettes, schenke dir Zeichen meiner Liebe, helfe dir und unterstütze dich in dem was dir wichtig ist, o h n e eine positive Reaktion zu erwarten!
Was ich dafür brauche, ist wieder Selbstvertrauen: ich bin der/die beste Ehepartner/in für dich! Außerdem hast du mich ja gewählt, und ich liebe dich. Wir 2 gehören zusammen. Ich kann dir vertrauen und mir selbst vertrauen, weil ich folgendes weiß:
Von meinem Ausbildner im Systemischen Familienstellen, Christian Kern, habe ich den Satz gehört „Im Urgrund des Lebens fließt der Strom der Liebe, und wenn wir damit in Berührung kommen, geschieht Heilung" Der stimmt. Wenn Heilung in der Ehe geschieht, dann kommt es zu der schönen Antwort, die Hirschhausen in seinem Buch (Wohin geht die Liebe, wenn sie durch den Magen durch ist?) wiedergibt: „Wessen Herz höre ich schlagen? deines oder meines?" – „unseres!" (siehe Bild!)
7. Liebe
„Die Liebe deckt jede Menge Verfehlungen zu“ – steht in der Bibel. Bedingungslos zu lieben heilt wirklich unsere Beziehungen.
Ich habe einmal eine Frau kennengelernt, die hat erzählt, dass sie viele viele Jahre eine Katastrophen-Ehe hatten, aber dann hat ihr Mann plötzlich begonnen, sie bedingungslos zu lieben. Sie selber habe das erst nicht glauben können und sei noch lange Zeit bockig gewesen. Aber irgendwann, eines Tages, hat sie begriffen, dass er es wirklich ernst meint, dass er wirklich s i e meint! Und dann hat sie begonnen, auch ihrerseits ihn bedingungslos zu lieben. Sie hat unter Tränen erzählt, wie sehr sie ihren Mann wertschätzt, wie wunderbar er ist, …
5) Unser Gewinn, wenn wir bleiben
Gottman: „Menschen, die verheiratet bleiben, leben um 4 Jahre länger als Menschen, die sich scheiden lassen."
Glücklich verheiratet zu sein, stärkt das Immunsystem.
Gottman hat nicht nur mit vielen Ehepaaren, sondern auch mit Kindern Labor-Tests durchgeführt. Kinder aus zerrütteten Ehen und Scheidungskinder hatten chronisch erhöhte Werte an Stresshormonen im Blut. Das heißt, sie werden leichter krank, können sich in der Schule nicht so gut konzentrieren, …
Es macht durchaus Sinn, schon alleine der Kinder wegen an der Ehebeziehung zu arbeiten. Kinder fühlen sich dann entspannt und sicher, wenn ihre Frage „Papa hast du Mama lieb" und „Mama hast du Papa lieb" mit JA beantwortet wird.
Und für Paare, die zusammenbleiben, meine ich: wenn wir schon verheiratet sind, dann können wir gleich auch gut verheiratet sein. Ich kann bezeugen, es ist niemals für einen Neuanfang zu spät, in jedem Stadium und in jedem Alter können wir tun, was NOTwendig ist.
Wir können unsere Ehe wieder in glückliches Fahrwasser bringen, auch wenn wir als Paar zugelassen haben, dass unsere Liebe unter Groll und Bitterkeit verschüttet worden ist.
Ein lieber Bekannter von mir hat ein Lied geschrieben „S´muaß ja irgendwo sein, so a großes Ding". Er meint die Liebe zwischen ihm und seiner Frau, die sie grade nicht finden konnten. JA, sie ist irgendwo! Räumen wir den Schutt weg, damit sie wieder lebbar wird! Erinnern wir uns: Erwachsene können sich frei entscheiden. Erwachsene können ihre Einstellung frei wählen. Ich möchte eine Einstellung wählen, die meine Ehe in ein gutes Miteinander führt. Ich bin handlungsfähig, kann mich z.B. entscheiden, wie ich dreinschauen will.
Spüren Sie einmal in sich hinein, was es mit Ihnen macht, wenn Sie in finstere Gesichter schauen: Was spüren Sie dabei in Ihrem Körper? Oder wenn Sie in freundliche Gesichter schauen: Was spüren Sie dabei in Ihrem Körper?
Wie schon gesagt: SIE können Trendsetter sein!
Zum Schluss noch ein paar sehr
6) Praktische Werkzeuge
Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe:
Ich finde ganz brauchbar, was John Gottman als die "Die 7 Geheimnisse einer glücklichen Ehe" beschreibt. Er hat diese Zeichen einer glücklichen Ehe durch langjährige Beobachtung von Paaren in seinem Ehe-Labor herausgefiltert.
Glückliche Paare
bringen ihre Partner-Landkarte immer wieder auf den neuesten Stand
Gesehen, erkannt und dabei geliebt zu sein ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen. Wenn wir in Liebe gesehen sind, dann fühlen wir uns sicher. Je mehr wir einander kennenlernen, desto mehr Sicherheit können wir einander geben. Als Partner sollen wir einander auch von unseren Erfolgen erzählen können – Kinder wollen die Augen ihrer Eltern leuchten sehen! Wir Menschen verändern uns laufend. Deshalb müssen wir auch immer wieder neu nachfragen, was Dich beschäftigt, was Du magst, was Dir Mühe macht, was dich freut, … Partnerkarte auf den neuesten Stand bringen!
Glückliche Paare
pflegen Zuneigung und Bewunderung füreinander
Wir können uns angewöhnen, unseren Partner so oft als möglich bei etwas Gutem zu ertappen und ihm dann schonungslos etwas Nettes sagen.
Im Imago üben wir in jeder Stunde, einander etwas Wertschätzendes zu sagen: Wofür ich Dir heute so dankbar bin … Was ich an dir bewundere … Was mir gestern so gut getan hat …
Glückliche Paare
wenden Sie sich einander zu und nicht voneinander ab
70 % einer guten Ehe besteht in der Freundschaft. Freundschaft lebt von vielen kleinen Dingen im Alltag: Ich liste nicht deine Versäumnisse auf, sondern ich sehe das Gute das du tust; ich beziehe dich in meine Gedanken ein, erzähle dir von mir, interessiere mich für dich, helfe dir und tue dir einen Gefallen wo immer ich kann, …
Glückliche Paare
lassen Sie sich von Ihrem Partner/Ihrer Partnerin beeinflussen
In diesem Punkt gibt es einen kleinen naturgemäßen Unterschied zwischen Männern und Frauen: die meisten Frauen lassen sich gerne von ihren Männern beeinflussen, fragen sie um ihre Meinung und beziehen sie in ihre Entscheidungen mit ein. Männer tun sich da oft schwerer. Aber Gottman´s Beobachtungen haben ergeben, dass die Ehen mit 81% in Gefahr sind, wenn Männer sich von ihren Frauen nicht beeinflussen lassen; wenn sie einfach alleine Entscheidungen treffen und ihre Frauen überhaupt nicht um ihre Meinung fragen. Es ist letztlich ein Zeichen von Wertschätzung, wenn ich mir die Argumente meines Partners anhöre und gelten lasse, auch wenn ich letztlich eine andere Meinung habe.
Glückliche Paare
lösen Ihre lösbaren Probleme
Lösbare Probleme sind die, wo wir über Sachen oder Verhaltensweisen streiten, und es gibt da jede Menge Alltagsthemen, die wir alle kennen. Ich muss nicht immer alles schlucken, das wäre äußerst ungesund, ich muss sagen, wenn mich etwas wirklich stört. Allerdings kommt es da wirklich auf die Art und Weise an, w i e ich etwas sage. Wichtig ist ein „sanfter Auftakt“: wenn ich von mir spreche (ich-Botschaft), dann muss mein Partner sich nicht gleich verteidigen, sondern kann sich entspannen und zuhören. Ist die Situation schon verfahren, muss ich Rettungsversuche unternehmen, dem anderen eine Brücke bauen, und ich muss Rettungsversuche meines Partners erkennen lernen und annehmen wollen.
In einer Situation, "wo das Krokodil" aktiv ist, ist es nötig, dass ich mir erst einmal bewusst mache, was ich fühle.
Wenn es weiter zu eskalieren droht: Stopp! Ich weigere mich, jetzt weiter zu streiten, ich brauche eine Pause! Da werde ich mich beruhigen und danach kann ich dich beruhigen helfen.
Ich muss mich also beruhigen, dem "Krokodil" mitteilen, dass keine akute Lebensgefahr besteht und ich schon alles in den Griff bekomme.
Finden Sie heraus, was Ihnen hilft: eine Achtsamkeitsübung, spazieren gehen, Sport, sonstige körperliche Betätigung, Klavier oder Gitarre etc. spielen, …
Ich bemühe mich in dieser Zeit, meinen Trotz aufgeben und sage mir, dass ich ja als Person in Sicherheit bin und dass ich in Wirklichkeit liebevoll sein will.
Der Körper braucht mindestens 20 min. Auszeit im Streit, um sich wieder ganz zu beruhigen.
Danach kann ich zu meinem Partner sagen: "Entschuldige bitte, dass ich so (aufbrausend) war, wie hast du das vorher eigentlich gemeint?" Und: "Ich finde schön, dass du … (mir die Zeit gegeben hast, mich zu beruhigen)"
Erst wenn wir beide wieder ruhig geworden sind, macht es Sinn, über Kompromisse zu reden. Da ist das Spiegeln eine sehr gute Sache, weil ich einmal einfach zuhören kann, ohne „aber aber aber" und das Problem aus Sicht meines Partners betrachten kann. Was steckt denn tatsächlich dahinter, dass wir beide in dieser Sache so heftig reagieren?
Manchen Paaren hilft auch, wenn sie eine „heilige Meckerstunde" einführen: in d i e s e r Zeit darf wechselweise drauflosgemeckert werden und der andere hört zu. Aber nur in dieser Zeit! Sonst ist Meckern tabu.
Glückliche Paare
überwinden Pattsituationen,
glückliche Paare lösen Ihre größten Probleme nicht, sie reden darüber und lassen einander gelten.
Unlösbare Probleme resultieren aus Lebensträumen, die meinem Leben Sinn und Ziel geben, die Teil der eigenen Identität sind. Erinnern wir uns an unsere Lebensaufgabe: werden was ich bin
Manchmal kennen wir unsere Lebensträume selber nicht, weil wir noch nie gewagt haben, auch nur darüber nachzudenken. Aber wenn sie nicht gelebt werden können, werden wir unzufrieden. Es ist also sehr wichtig, unsere eigenen Lebensträume zu erkennen und dann auch anzuerkennen. Wenn wir mit diesen Träumen vom Partner nicht gehört werden, schafft das eine innere Einsamkeit, emotionale Abwendung vom Partner, Zorn der in Groll mündet, Bitterkeit, …
Damit uns unser Partner überhaupt hören kann, müssen wir darüber reden! Und ich muss bereit sein, meinem Partner zuzuhören, seine Träume anzuhören und wertzuschätzen! Fragen wir unsere Partner doch wieder einmal nach ihren Lebensträumen!
Träume, die zu unlösbaren Konflikten führen, sind gegensätzlich (sonst wären sie ja nicht Ursache eines unlösbaren Konflikts). Deshalb wird es anfangs, wenn sie zur Sprache kommen, oft schwieriger in der Beziehung, und es wird schlimmer. Aber da müssen wir durch, da dürfen wir uns nicht verbiegen, da müssen wir dran bleiben; es lohnt sich immer! Paare, die in ihrer Ehe etwas fordern, sind letztlich glücklicher miteinander!
Wenn wir über diese Träume sprechen, ist es sehr wichtig, dass wir als Zuhörer sie nicht bewerten! Da helfen Imago-Dialoge sehr, zu verstehen.
Wenn zu viel „aber" in mir hochkommt, müssen wir uns selbst und dann einander beruhigen; kleine Zeichen von Zuwendung, der Verbundenheit geben.
Solche Träume müssen nicht immer etwas von außen gesehen Großes sein. Da kann es z.B. darum gehen, dass eine Frau oder ein Mann davon träumt, immer ein aufgeräumtes Zuhause zu haben. Vielleicht hat er/sie das in der Kindheit vermisst oder es war ein Zeichen von tiefer Geborgenheit. Wenn dann der Ehepartner jemand ist, der ständiges Aufräumen nicht aushalten kann, weil es sie gefühlsmäßig sehr einengt und die Luft zum Atmen nimmt, dann ergibt das einen unlösbaren Konflikt.
Man kann also solche Gegensätze nicht auflösen, aber man kann ihnen den Stachel nehmen. Es wird dabei Bereiche geben, über die kann nicht verhandelt werden (z.B. kein Essen im Bett, keine Brösel im Bett). Andere Teile, wie z.B. dass das Buch, das sie liest, nicht gleich wieder ins Regal gestellt werden muss, werden als Wachstumsbereich für denjenigen, den das Buch auf dem Sofa stört, zugemutet. Wir nennen das Dehnen, Dir zuliebe etwas tun, was mir schwerfällt. Was demjenigen, der sich für den anderen zu dehnen bereit ist, dabei hilft ist: wenn ich ihn so oft als möglich bei solch einer guten Tat erwische und ihm so oft als möglich "danke" dafür sage.
Anmerkung: So gravierende Probleme wie z.B. "Kinderwunsch/sicher nicht" kommen wohl besser vor einer Hochzeit ausführlich zur Sprache.
Glückliche Paare
schaffen einen gemeinsamen Sinn
Hier geht es um gemeinsame Wertvorstellungen: was möchten wir der nächsten Generation weitergeben, in welcher Weise soll ein Stückchen dieser Welt besser werden weil es uns beide gibt. Es geht auch um Familiengeschichten, um Traditionen die weitergepflegt werden sollen. Je mehr gemeinsamen Sinn wir als Paar für uns finden können, desto erfüllender wird die Beziehung werden und desto leichter werden wir auch alle unsere Probleme lösen oder auch stehen lassen können. Wenn Sie noch keinen gemeinsamen Sinn gefunden haben sollten, können Sie ihn ja suchen, weil wir können gar nicht etwas suchen wollen, was es gar nicht gibt.
Abschließend noch etwas, was mir selber wichtig geworden ist: achten wir auf unsere Worte! Aufpassen, was wir sagen! Worte haben nämlich Schöpfungskraft; was wir sprechen hat eine hohe Chance, Realität zu werden. Mit meinen Worten erschaffe ich meine Wirklichkeit; und das in jede Richtung. Wir können auch einzelnen Worten nachspüren, was sie aussagen. Z.B. das Wort be-schweren. Wie oft beschwere ich mich über etwas? Das ist ähnlich wie mit dem Nachtragen, das wir schon besprochen haben.
DANKE
sehr herzlich, dass Sie bis hierher mitgedacht haben!
Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Ehe, für Ihre Beziehungen!
Text aus der Bibel, 1. Korinther 13:
Die Liebe
ist langmütig und freundlich.
Sie kennt keinen Neid,
keine Selbstsucht.
Sie prahlt nicht
und ist nicht überheblich.
Die Liebe ist weder verletzend
noch auf sich selbst bedacht,
weder reizbar noch nachtragend.
Sie freut sich nicht am Unrecht,
sondern sie freut sich, wenn die Wahrheit siegt.
Diese Liebe erträgt alles,
sie glaubt alles,
sie hofft alles
und hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf.